Dr. Rusch zu Corona

Paradoxe Verhältnisse: Kommunikation ist umso nötiger, je unsicherer die Informationslage und je größer der Mangel an greifbaren Lösungen. Aber gerade unter solchen Bedingungen ist Kommunikation höchst problematisch.

 

Schon bis zu dem Zeitpunkt, als das SARS-CoV-2 Virus als Ursache für teils schwere Erkrankungen und Todesfälle von Menschen am 7. Januar 2020 in Wuhan (China) identifiziert worden ist, herrschte große Unsicherheit über die aufgetretenen Erkrankungen. Aber auch danach und bis heute ist die Kommunikation über das Virus, über die von ihm verursachte Erkrankung (COVID 19), vor allen aber über die Strategien, Maßnahmen und Mittel des Umgangs mit dieser Gefahr im Wesentlichen durch Unsicherheit gekennzeichnet, und zwar auf allen Seiten und bei allen Akteuren, in der Wissenschaft ebenso wie in der Politik, bei Experten ebenso wie bei Bürgerinnen und Bürgern.

Diese Unsicherheiten resultieren klarerweise aus dem Fehlen essentieller Ressourcen, vor allem aus dem Fehlen von Wissen, z.B.  über die genaue Identität des Virus, über seine Eigenschaften (Infektiosität, Inkubationszeiten, Übertragungsweisen, Verbreitungswege etc.).

Gefehlt hat es auch an Know How, z.B. zu angemessenen Reaktionen, Verhaltensweisen, Maßnahmen, Therapien. Und schließlich fehlen bis heute jene materiellen Ressourcen wie Medikamente (z.B. Impfstoffe), um die Gefahren, die von diesem Corona-Virus ausgehen, von den Menschen sicher abwenden zu können und zu beherrschen.

Unter solchen Bedingungen erscheinen Informationen, Empfehlungen, letztlich auch Anweisungen und Entscheidungen von Experten und Verantwortungsträgern in Wissenschaft und Politik nötiger denn je. Entsprechend ist auch der öffentliche Bedarf für Berichterstattung, Erläuterung und Vermittlung solcher Informationen, speziell auch für die Begründung von Entscheidungen nie höher als in Lagen derartiger allgemeiner Verunsicherung. Fatalerweise ist die Kommunikation gerade unter diesen Bedingungen ganz besonders problematisch.

Prof. Dr. Gebhard Rusch

Kontakt: rusch@ifm.uni-siegen.de