Überwachungskapitalismus

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Der Überwiegende Teil der Software unserer IT-Infrastrur ist für die Nutzer kostenlos. So zum Beispiel Online Suche, Email, Soziale Netzwerke, Informationen zu Verkehrsmitteln und Verbindungen etc. Dennoch sind die Unternehmen, die diese Online-Services anbieten hoch profitabel. Ihr Geschäftsmodell beinaltet personalisierte Werbung und Verhaltensmanipulation, die durch ein exzessives Datensammeln und Korrelieren persönlicher Daten ermöglicht werden.

Doch welche indirekten Kosten bringt das Geschäftsmodell für die Gesellschaft mit sich?

Um möglichst viele und aussagekräftige Daten zu sammeln, aber auch um die Nutzer am wirksamsten zu beeinflussen haben die Service-Anbieter ein Interesse daran, dass die Nutzer möglichst viel Zeit auf der Platform verbringen. Der Verlust der Privatsphäre ist nur eines der gesellschaftlich bedenklichen Resultate. Darüber hinaus wird ein Konsumerismus befeuert, der nicht vereinbar mit Nachhaltigkeit ist. Außerdem wirken diese hochprofitablen, von wenigen Individuen besessenen Konzerne verstärkend auf die sich ohnehin schon weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich, ein gesellschaftlich destabilisierender Effekt. Zu guter letzt ist die Manipulationsmacht über politisches Verhalten eine Tragödie für die Demokratie. Das wird unter anderem durch die Cambridge Analytica Fälle deutlich.
Shoshana Zuboff beschreibt diese Entwicklung als Überwachungskapitalismus „Surveillance Capitalism„.

Wie könnten Alternativen aussehen?

Leider zeigt sich, dass das Problem nicht einfach mit einem anderen Geschäfts\-modell gelöst ist. In diesem Paper diskutieren wir, partielle Lösungen und Kriterien für umfassende Lösungen. Dabei ist das fundamentale Element das Stärken der Souveränität des Individuums über seine Daten, über seine Services und Anwendungen und über seine Wahrnehmung der Online-Interaktionen.
Das Paper wurde aus den ertragreichen Diskussionen des SEED-Netzwerkes geboren.
Um die Suche nach tiefgreifenden Antworten fortzusetzen veranstalten wir zu diesem Thema im Juni ein ECSCW-Panel mit dem Titel “Surveillance Capitalism: Data Driven Business Models, their Societal Impact and the Role of Academic Communities” (Überwachungskapitalismus: Datengesteuerte Geschäftsmodelle, ihre sozialen Auswirkungen und die Rolle von Akademischen Gemeinschaften) und ein CHI 2020 Panel „SurveillanceCapitalism@CHI: Civil Conversation around a Difficult Topic“ (Überwachungskapitalismus@CHI: Bürgerliche Gespräche zu einem schwierigen Thema).
Außerdem leitet am 2. und 3. Juli das Centre for Digital Governance der Hertie School einen Online Workshop “Tech Companies and the Public Interest – Comparing European and North-American Models for Regulating Social Media Platforms” (Tech-Unternehmen und das Öffentliche Intresse – Ein Vergleich zwischen den Europäischen und Nordamerikanischen Modellen der Regulierung sozialer Netzwerke).

Veröffentlichungen

The High Cost of Free Services: Problems with Surveillance Capitalism and Possible Alternatives for IT Infrastructure [Link].
Toward Emancipatory Currencies: A Critique of Facebook’s Libra Cryptocurrency and Ideas for Alternatives[Link].
Surveillance Capitalism: Data Driven Business Models, their Societal Impact and the Role of Academic Communities[Link].
SurveillanceCapitalism@CHI: Civil Conversation around a Difficult Topic[Link].